• English
  • Deutsch

Rapex-Report am Donnerstag: Rückrufe für Babboe-Lastenfahrräder – wieder mehr als 300 gefährliche Produkte im März

Im März wurden insgesamt über 300 gefährliche Produkte in das Safety Gate der europäischen Union eingestellt. Der größte Anteil fiel im März mit 31,9% wieder auf Kosmetika, gefolgt von Elektrogeräten und -zubehör (incl. Kommunikations- und Multimediageräte, Beleuchtung und Lichterketten) mit 17,6% sowie Spielzeugen mit 17,3 %. 

42,2 % der beanstandeten Produkte stammten aus China, fast ein Viertel wurde online verkauft. 28,6 %, also fast jedes dritte Produkt, muss von den verantwortlichen Herstellern, Importeuren oder Distributoren von den Endverbrauchern zurückgerufen werden. 

Im Sicherheitsportal, vormals als RAPEX-System bekannt, erfolgt der Austausch von Informationen über gefährliche Produkte zwischen den Marktaufsichtsbehörden der EU-Mitgliedsländer. Basierend auf diesen Informationen können die Behörden Maßnahmen ergreifen und gegebenenfalls zusätzliche Überprüfungen oder Ermittlungen einleiten.

Konsequenzen nicht konformer Produkte

Die Folgen für Produkte, die nicht den Standards entsprechen, können für Unternehmen erheblich sein. Neben finanziellen Belastungen drohen langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder Handelsunternehmen. Gemäß einer Studie der Allianz können Rückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten in Höhe von 650.000 € bis 1.000.000 € verursachen. 

Importverbote können bereits bei mittelgroßen Lieferungen Kosten von 50.000 € bis 100.000 € verursachen, zusätzlich zu Strafzahlungen an Kunden und dem Verlust des Unternehmensimages. Daher empfehlen wir unseren Kunden dringend, dem Compliance Management, stichprobenartigen Tests und vor allem einer umfassenden und zuverlässigen Dokumentation eine höhere Bedeutung beizumessen, um erhebliche finanzielle Schäden zu vermeiden.

Kosmetika mit BMHCA

Ähnlich wie in den Monaten Oktober und November 2023 wurden wieder fast 100 kosmetische Produkte von den Marktaufsichtsbehörden mit Verkaufsverboten belegt. 97 % der beanstandeten Produkte enthielten lt. den jeweiligen Zutatenlisten das Produkt 2-(4-tert-butylbenzyl) Propionaldehyd (BMHCA), was in kosmetischen Mitteln verboten ist. BMHCA kann das Fortpflanzungssystem schädigen, die Gesundheit des ungeborenen Kindes schädigen und die Haut sensibilisieren.

Überprüft wurden die Kosmetika vor allem von den italienischen und tschechischen Marktaufsichtsbehörden, auf die fast 90 % der gemeldeten Produkte entfielen. Betroffen waren die verschiedensten Produkte, von Aftershave über Badeschaum, Deodorants, Duschgel, Eau de parfum, Eau de Toilette bis hin zu Feuchttüchern, Haarcreme, Körperlotion, Shampoo und vieles mehr.

Verkaufsverbote für Adidas, L`Oreal, Nivea, Pantene

Betroffen waren Produkte, die in Italien, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und auch Frankreich hergestellt wurden. Überraschend im Vergleich zu den Vormonaten war im März, dass verschiedenste Produkte sehr bekannter Marken mit Verkaufsverboten belegt werden mussten, u.a.  Pantene (9 Produkte), Perlier (8), Matrix (8), Nivea (5), L`Oreal (5), FA (4), Adidas (3) und Dove (3). Damit kamen fast 50 % der beanstandeten Produkte von bekannten Markenartiklern, obwohl das Verbot von BMHCA seit dem 1. März 2022 besteht und es sich in dieser Vielzahl kaum um Altbestände handeln dürfte.

Abb. 1: Adidas Showergel mit BMHCA
Quelle: Europäische Kommission,  https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012226?lang=de, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Abb. 2: Gefährlicher Make-up-Entferner von Nivea
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012212?lang=de, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

90 % der gefährlichen Elektrogeräte aus China

In der Produktkategorie Elektrogeräte und -zubehör incl. Beleuchtung stammten fast 90 % der gefährlichen Produkte aus China. Gemeldet wurden die Produkte zu über 50 % von den schwedischen und ungarischen Marktaufsichtsbehörden. Lagen die größten Gefahren im Februar noch im Bereich Umwelt und Verstößen gegen die RoHS-Richtlinie, so wiesen im März über 70 % der beanstandeten Produkte die Gefahren eines elektrischen Schlages, eines Feuers oder Verbrennungen auf

Elektrischer Schlag durch USB-Ladegeräte

21 Produkte waren der Produktkategorie USB-Ladegeräte zuzuordnen, die alle eine unzureichende Isolierung aufwiesen. Benutzer konnten einen elektrischen Schlag von zugänglichen stromführenden Teilen erhalten. Bei vielen Produkten waren zudem die Abmessungen des Netzsteckers wesentlich geringer als erforderlich.

Bei einem weiteren Produkt hatten die Pins falsche Abmessungen und der Kriechabstand zwischen den primären und zugänglichen Sekundärkreisen reichte nicht aus. Darüber hinaus war das Material des Gehäuses entflammbar, was zu einem Brand führen kann.

Abb. 3: USB-Ladegerät mit zu geringer Isolierung
Quelle: Europäische Kommission,  https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012467?lang=de, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Abb. 4: USB-Ladegerät mit entflammbarem Gehäuse
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012265, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Lichterketten mit Brandgefahr

Ein besonderes Augenmerk legten die Marktaufsichtsbehörden aus Litauen, Rumänien und Ungarn im Frühjahr wieder auf Lichterketten und bemängelten insgesamt 8 Produkte. Bei einigen Produkten war die elektrische Isolierung nicht ausreichend. Dadurch kann der Benutzer einen elektrischen Schlag erhalten. Bei anderen Produkten waren darüber hinaus die Abmessungen des Netzsteckers zu klein.

Bei zwei Produkten waren zusätzlich die Kabel nicht richtig verankert und zu dünn. Die zugänglichen Drähte hatten eine unzureichende Isolierung und konnten mit scharfen Kanten der Steuerungseinheit in Kontakt kommen und dadurch beschädigt werden.

Bei allen Produkten konnte es zu Verbrennungen und / oder Feuer kommen und Benutzer konnten einen elektrischen Schlag erhalten. Keines der Produkte entspracht den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und der europäischen Norm EN 60598.

Abb. 5: Lichterkette mit Feuergefahr
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012157, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Abb. 6: Stecker einer gefährlichen Lichterkette
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012157, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Panelleuchten mit elektromagnetischen Störungen

Die Marktüberwachungsbehörden aus Estland bemängelten zwei LED-Panelleuchten, die gegen die Anforderungen der Richtlinie über die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und die europäischen Norm EN 55015 verstießen. Die Produkte verursachten elektromagnetische Störungen zwischen verschiedenen netzwerkgekoppelten Geräten. Dies konnte das sichere und ordnungsgemäße Funktionieren anderer elektrischer Geräte durch Spannungs- und Stromverzerrungen beeinträchtigen.

Der Importeur muss die Produkte aus dem Markt zurücknehmen und darf diese nicht mehr verkaufen.

Abb. 7: Panel-Leuchte Stecker mit elektromagnetischen Stöungen
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012157, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Rückrufe für Babboe-Lastenfahrräder

Sehr aufwändig und teuer dürften die Folgen des Produktrückrufes für den niederländischen Hersteller von Lastenfahrädern Babboe sein. Die niederländischen Marktaufsichtsbehörden haben verschiedene Modell untersucht und für mindestens 4 Modelle einen Produktrückruf angeordnet. Bei den Modellen Babboe City, City E, Mini und Mini E wurde festgestellt, dass der Rahmen während des Radfahrens brechen kann. Dies kann dazu führen, dass der Fahrer die Kontrolle über das Fahrrad verliert und fällt. Hiermit besteht ein Verletzungsrisiko für Fahrer und Passagiere.

Die beiden Modelle ohne E-Antrieb entsprechen nicht den Anforderungen der Allgemeinen Produktsicherheitsrichtlinie, die elektrisch betriebenen Modelle nicht der Maschinenrichtlinie. In Estland und Irland haben die Behörden ebenfalls schon entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Babboe hat bereits reagiert und informiert Kunden auf der ersten Seite der Homepage in einem Video über die ergriffenen Maßnahmen: https://www.babboe.de/

Abb. 8: Babboe Lastenfahrrad mit Verletzungsrisiko
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10012206?lang=de, Datum: 3.04.2024, Sprache: Deutsch

Was tun Sie, um die Gefahren Ihrer Produkte zu vermeiden und die rechtlichen Vorschriften einzuhalten?

Bieten Sie ebenfalls Elektroprodukte, Spielzeuge oder Kosmetika an?

Wie sicher sind Sie, dass sämtliche elektrischen, mechanischen und chemischen Risiken Ihrer Produkte vollständig berücksichtigt sind?

Haben Sie für alle Ihre Produkte eine Risikoanalyse erstellt, die Sie Behörden auf Anfrage zur Verfügung stellen könnten?

Haben Sie eine komplette technische Dokumentation für alle Ihre Produkte, wie sie die neue Produktsicherheitsverordnung fordert?

Verfügen Sie über aussagekräftige Tests und Dokumente von Ihren Lieferanten bezüglich der chemischen und elektrischen Bestandteile Ihrer Produkte?

Wird in den Fabriken Ihrer Lieferanten eine Inspektion oder ein Audit durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Produkte den vereinbarten Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen?

Wie gewährleisten Sie, dass die gelieferten Produkte den geprüften Mustern entsprechen?

Falls Sie hier Handlungsbedarf sehen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zusätzliche Kosten durch gefährliche Produkte zu vermeiden.

Wir unterstützen Sie beim Aufbau eines geeigneten Risikomanagements und begleiten Sie durch den Prozess der Konformitätsbewertung, einschließlich der Erstellung der technischen Dokumentation, Risikoanalyse und EU-Konformitätserklärung.

Avatar-Foto
Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

Noch Fragen?

Hier können Sie mich direkt kontaktieren. Ich freue mich auf Ihre E-Mail.

Weitere interessante Beiträge

Unsere Referenzen

Cookie Consent mit Real Cookie Banner Skip to content