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Rapex-Report am Donnerstag: Über 160 gefährliche Kosmetikamit BMHCA – 27 % aller gefährlichen Produkte mit Rückrufbelegt

Im September wurden insgesamt wieder mehr als 300 gefährliche Produkte in das Safety Gate der
europäischen Union eingestellt. Hiervon entfielen 53,3 % auf Kosmetika, 10,3 % auf Kraftfahrzeuge,
8,8 % auf Spielzeuge und 7,8 % auf Elektroprodukte und -zubehör. Mehr als jedes vierte Produkt
muss von den verantwortlichen Herstellern, Importeuren oder Distributoren bei den
Engverbrauchern zurückgerufen werden
Im auch als RAPEX-System bekannten Safety Gate informieren sich die Marktaufsichtsbehörden der
Mitgliedsländer gegenseitig über gefährliche Produkte. Die anderen Mitgliedsstaaten können so
länderspezifisch erforderlichen Maßnahmen ergreifen und gegebenenfalls zusätzliche
Überprüfungen oder Ermittlungen veranlassen.

Konsequenzen nicht konformer Produkte

Die von den Behörden erlassenen Maßnahmen sind für die betroffenen Unternehmen nicht nur
äußerst kostspielig, sondern haben auch langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder
Handelsunternehmen zur Folge. Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von
Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch
schlagen Importverbote schon bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.000 € zu Buche,
ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten.

Daher empfehlen wir unseren Kunden, dem Produkt Compliance Management, stichprobenartigen
Tests und vor allem einer vollständigen und zuverlässigen Dokumentation einen höheren Stellenwert
beizumessen und Schäden in beträchtlicher Höhe abzuwenden.

170 gefährliche Kosmetika

Insgesamt wurden im September 170 gefährliche Kosmetika in das Safety Gate eingestellt und
müssen von den Herstellern, Importeuren oder Distributoren vom Markt zurückgenommen werden.
Für 7 dieser Produkte wurde ein Produktrückruf angeordnet.

161 dieser Produkte enthielten gemäß der Zutatenliste das Produkt 2-(4-tert-butylbenzyl)
Propionaldehyd (BMHCA), was in kosmetischen Mitteln verboten ist. BMHCA kann das
Fortpflanzungssystem schädigen, die Gesundheit des ungeborenen Kindes schädigen und die Haut
sensibilisieren.

Behörden Italien und Ungarn besonders aktiv

Betroffen von diesen Verkaufsverboten waren verschiedenste Aftershaves, Bade- und Duschgels,
Deodorants, Eau de Toilettes, Haarkonditionierer und Haarmousse, Hautaufhellungscremes, Parfüms
und Shampoos.
Gemeldet wurden die gefährlichen Produkte vor allem von den Marktaufsichtsbehörden in Italien
(113 Meldungen) und Ungarn (46 Meldungen), die offenbar seit längerer Zeit einen Schwerpunkt auf
die Untersuchung und Prüfung von Kosmetika legen. Hergestellt wurden die meisten Produkte in

Italien selbst (30 % der kritischen Produkte). Bei 24 % der untersuchten Produkte war die Herkunft
nicht bekannt, 8 % stammten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Glamour Profumi und Palmolive mehrfach betroffen

Ökonomisch besonders kritisch dürften die Produktrücknahmen und Verkaufsverbote für die Marken
Glamour Profumi und Palmolive sein, da von diesen Marken 17 und 13 Produkte gemeldet wurden.

Abb. 1: Gefährliches Eau de Toilette der Marke Glamour Profumi

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10009462, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

Abb. 2: Gefährliche Duschcreme der Eau de Toilette der Marke Palmolive

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10009608, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

75 % der gefährlichen Spielzeuge aus China

Von den insgesamt 28 als gefährlich eingestuften Spielzeugen stammten 21 aus China. 39 % bargen das Risiko des Erstickens oder der Strangulierung, 36 % wiesen chemische Risiken auf. Fast jedes dritte Produkt (32%) wurde mit einem Produktrückruf belegt.

Ein Kinderkostüm wurde von den französischen Marktaufsichtsbehörden mit einem Produktrückruf belegt, da es eine übermäßige Konzentration von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) und Diisooctylphthalat (DIOP) aufwies (gemessener Wert bis zu 5,6 Gew.-%, kombiniert). Diese Phthalate können die Gesundheit von Kindern schädigen und möglicherweise das Fortpflanzungssystem schädigen. Darüber hinaus konnten sich Kinder am Reißverschluss verletzen. Das Produkt entsprach weder den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie noch den europäischen Normen 71-1. und EN 14682.

Abb. 3: Kinderkostüm mit Phtalaten

Quelle: Europäische Kommission,  https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10010031, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

Produktrückrufe für Spielzeuge mit Feuergefahr und mikrobiologischem Risiko

Ein ferngesteuertes Plastikspielzeugauto konnte sich überhitzen, was zu einem Kurzschluss der elektronischen Komponenten des Produkts führen kann. Das Spielzeug verursacht Verbrennungen oder Feuer und war weder im Einklang mit den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie noch der europäischen Norm EN 71-1.

Abb. 4: Spielzeugauto mit Feuergefahr

Quelle: Europäische Kommission,  https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10010333, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

Ebenfalls gegen die Spielzeugrichtlinie verstieß ein Spielzeugmodellbausatz bestehend aus einem Beutel Gips, einer Latexform, einem Pinsel, einem Löffel, Minitöpfe mit Farbe. In der Mischung der blauen, grünen und schwarzen Farbe war die Gesamtzahl der aeroben mesophilen Bakterien zu hoch und es wurde Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen. Es besteht die Gefahr von Infektionen, da die Lösung in Kontakt mit Mund, Händen und Augen kommen kann.

Abb. 5: Spielzeugmodellbausatz mit mikrobiologischem Risiko

Quelle: Europäische Kommission,  https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10009815?lang=de, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

Produktrückrufe für 48 % der gefährlichen Elektroprodukte

Bei den 25 gemeldeten gefährlichen Elektroprodukten bargen 19 das Risiko eines elektrischen Schlages, des Feuers und/oder von Verbrennungen. Die übrigen 6 Produkte wiesen chemische Risiken auf. Die elektrischen Produkte stammten zu 84 % aus China, wurden zu 24 % online verkauft und fast jedes zweite wurde mit einem Produktrückruf belegt.

Zurückgerufen werden muss u.a. ein aus China stammender Toaster der Marke Bosch, der über Amazon vertrieben wurde und der von den irischen Marktaufsichtsbehörden geprüft wurde. Ein Kondensator innerhalb des Toasters konnte sich überhitzen, was eine Zündung und somit einen Brand hätte auslösen können.  Das betroffene Produkt erfüllte nicht die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie.

 Abb. 6: Toaster aus China mit Feuergefahr

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10010158, Datum: 11.10.2023, Sprache: Deutsch

Was tun Sie, um die Gefahren Ihrer Produkte zu vermeiden und die rechtlichen Vorschriften einzuhalten?

Führen Sie in Ihrem Sortiment auch Kosmetika, Spielzeuge oder Elektroprodukte?

Wie sicher sind Sie, alle chemischen Gefahren Ihrer Produkte abgedeckt zu haben?

Haben Sie von Ihren Lieferanten aussagefähige Tests und Dokumente bzgl. der chemischen und elektrischen Bestandteile Ihrer Produkte?

Führen Sie in den Fabriken Ihrer Lieferanten Inspektionen oder Audits durch, um sicherzustellen, dass die Produkte den vereinbarten Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen entsprechen?

Sollten Sie hier Handlungsbedarf erkennen, so helfen wir Ihnen gerne, mögliche Risiken zu erkennen und unangenehme Extrakosten durch gefährliche Produkte zu vermeiden.
Wir helfen Ihnen beim Aufbau eines geeigneten Risikomanagements und unterstützen Sie im Verlauf der Konformitätsbewertung. Dies umfasst unter anderem die technische Dokumentation, die Risikoanalyse und die EU-Konformitätserklärung.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

Noch Fragen?

Hier können Sie mich direkt kontaktieren. Ich freue mich auf Ihre E-Mail.

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