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Rapex-Report am Donnerstag: 120 Rückrufe für Elektroartikel, Spielzeuge und Babyartikel

Im Oktober wurden insgesamt 347 gefährliche Produkte in das Safety Gate der Europäischen Union eingestellt. Über das Informationsportal, früher unter dem Namen RAPEX-System bekannt, informieren sich die Marktaufsichtsbehörden der Mitgliedsstaaten gegenseitig über gefährliche Produkte. 

Bei Meldungen in einem Mitgliedsstaat ergreifen die Behörden der übrigen Mitgliedländer regelmäßig entsprechende Maßnahmen und sprechen ebenfalls Verkaufsverbote oder Produktrückrufe für die betroffenen Produkte aus. 

120 Produktrückrufe

Mit 94 gefährlichen Produkten stammte mehr als jedes 4. Produkt aus dem Bereich Kosmetik, gefolgt von Elektroartikeln incl. Lichterketten mit 75 Produkten und Spielzeugen mit 59 Produkten. Die europäischen Marktaufsichtsbehörden sprachen insgesamt 120 Produktrückrufe aus, was einer Quote von 34,6 % entsprach. 

Gut die Hälfte der beanstandeten Produkte (49,9 %) stammte aus der Volksrepublik China, 53 Produkte wurden online verkauft. Die meisten Meldungen kamen aus Italien (71 Meldungen), Schweden (51 Meldungen), Ungarn (37 Meldungen) und Deutschland (36). 

Konsequenzen nicht konformer Produkte

Selbst bei mittelgroßen Lieferungen können Verkaufsverbote rasch Umsatzeinbußen in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro verursachen. Hinzu kommen mögliche Kosten für Produktänderungen, das erneute Etikettieren oder Vertragsstrafen an Kunden.

Laut einer Studie der Allianz liegen die Rückrufkosten von Elektrogeräten oder Spielzeugen zwischen 650.000 und 1.000.000 Euro. Neben den erheblichen finanziellen Belastungen droht eine nachhaltige Schädigung des Ansehens von Herstellern, Importeuren oder Händlern, was langfristige negative Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit haben kann.

Durch professionelles Produkt Compliance Management Kosten vermeiden

Eine sorgfältige Umsetzung von Compliance-Strategien hilft Unternehmen, Risiken wie Produktfehler oder unzureichende Kennzeichnung erheblich zu senken und potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen. Eine umfassende Dokumentation ist dabei essenziell, da sie nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben belegt, sondern auch ermöglicht, in Fällen von Produktrückrufen oder Importverzögerungen rasch zu handeln. Regelmäßige Stichprobenkontrollen gewährleisten, dass Produkte den aktuellen Standards entsprechen.

Wir raten unseren Kunden, frühzeitig in Compliance-Strategien zu investieren, um sich langfristig vor rechtlichen Konsequenzen, finanziellen Verlusten und Reputationsschäden zu schützen. Ein starkes Compliance-Management stärkt die Marktposition und schafft Vertrauen bei Kunden und Partnern.

37 gefährliche Lichterketten

Innerhalb der Kategorie der Elektroprodukte bemängelten die slowakischen und ungarischen Marktaufsichtsbehörden bei 33 Produkten massive konzeptionelle und produktionsspezifische Mängel, die allesamt mit einem Produktrückruf geahndet wurden.

Bei einem Produkt war das Kabel nicht richtig verankert (fehlende Kabelzugentlastung). Die zugänglichen Drähte hatten zudem eine unzureichende Isolierung und die Abmessungen des Anschlusssteckers entsprechen nicht den Spezifikationen. Das Produkt war nicht vor Feuchtigkeit geschützt, obwohl es für den Außenbereich empfohlen wurde. Wasser könnte in das Produkt eindringen oder der Benutzer könnte zugängliche stromführende Teile berühren und einen elektrischen Schlag erhalten.

Das Produkt entsprach weder den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie noch der europäischen Norm EN 60598.

Abb. 1: Lichterkette mit der Gefahr eines elektrischen Schlages

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10091638?lang=de, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

Lichterketten mit chemischen und umweltbedingten Risiken

Dass die europäischen Marktaufsichtsbehörden neben der elektrischen Sicherheit auch immer stärker chemische und umweltbedingte Risiken untersuchen, zeigen zwei Beispiele aus Schweden. Bei einem Produkt hatte das Kunststoffmaterial des Kabels eine übermäßige Konzentration kurzkettiger chlorierter Paraffine (SCCPs) (gemessener Wert bis zu 1,22 Gew.-%). 

SCCPs verbleiben in der Umwelt, sind in geringen Konzentrationen giftig für Wasserorganismen und akkumulieren sich in Wildtieren und Menschen, was ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. Längere Exposition gegenüber ihnen durch die Haut kann Krebs verursachen.

Verstöße gegen RoHS und POP

Das andere Produkt wies neben einer übermäßigen Konzentration von SCCPs in Höhe von 18,35 Gew.-% auch eine übermäßige DBP-Konzentration (gemessener Wert bis zu 7,5 Gew.-%) auf. Phtalate stellen ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar.

Beide Produkte entsprachen nicht der Verordnung über persistente organische Schadstoffe (POP), das zweite Produkt zudem nicht den Anforderungen der Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS-2-Richtlinie). Beide Produkte müssen vom Distributor aus dem Markt genommen und dürfen nicht mehr verkauft werden.

Abb. 2: Lichterkette mit Verstoß gegen die POP-Verordnung

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10091880, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

Spiegel mit Risiko eines elektrischen Schlages

Die dänischen Marktaufsichtsbehörden stellten bei einem beleuchteten Spiegel fest, dass die Isolierung des Schalters unzureichend war. Der Benutzer konnte die zugänglichen stromführenden Teile während der Installation und Wartung des Produkts berühren und einen elektrischen Schlag erhalten.

Das online verkaufte Produkt aus China verstieß gegen die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und die europäischen Normen EN 60598-1 und EN 60598-2-1 und darf ebenfalls nicht mehr verkauft werden.

Abb. 3: Beleuchteter Spiegel mit Risiko eines elektrischen Schlages 

Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10091591, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

24 Elektroprodukte mit Verstößen gegen RoHS

Auch bei den weiteren elektrischen Produkten zeigt sich die Tendenz der Marktaufsichtsbehörden, den chemischen und Umweltrisiken deutlich höheres Gewicht beizumessen. Von den insgesamt 38 elektrischen Produkten (ohne Lichterketten) wurden 25 wegen der Risiken Chemie und Umwelt bemängelt. 

Federführend waren hier die schwedischen Marktaufsichtsbehörden, die allein 10 Produkte direkt an der Grenze ablehnten. 24 Produkte verstießen gegen die RoHS-Richtlinie, darunter Kopfhörer, Controller, LED-Lampen, USB-Kabel u.v.m.

Kopfhörer mit DPP, SCCPs und Cadmium

Bei einem Kopfhörer wies das Kunststoffmaterial des Kabels übermäßige Konzentrationen von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) und kurzkettigen chlorierten Paraffinen (SCCPs) auf (gemessene Werte bis zu 0,14 Gew.-% bzw. 0,42 Gew.-%). Darüber hinaus wiesen die Lote im Produkt eine übermäßige Cadmiumkonzentration auf (gemessener Wert bis zu 0,52 Gew.-%). 

DEHP stellt ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar. SCCPs verbleiben in der Umwelt, sind in geringen Konzentrationen giftig für Wasserorganismen und akkumulieren sich in Wildtieren und Menschen, was ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. Längere Exposition gegenüber ihnen durch die Haut kann Krebs verursachen. Cadmium wird bioakkumuliert und stellt eine Gefahr für die Umwelt dar.

Das Produkt war weder konform mit der Verordnung über persistente organische Schadstoffe (POP) noch mit der Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS-2-Richtlinie). 

Abb. 4: Kopfhörer mit DPP, SCCPs und Cadmium 

Quelle: Europäische Kommission https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10091746, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

Baumwollhandschuhe mit Cadmium 

In einem Baumwollhandschuh, der mit über Batterien betriebenen LED-Lampen ausgestattet war und online über Amazon verkauft wurde (ASIN: B01HJFE2FW) hatten die Lötstellen im Produkt eine übermäßige Cadmiumkonzentration (gemessener Wert bis zu 0,33 Gew.-%). Cadmium wird bioakkumuliert und stellt eine Gefahr für die Umwelt dar. Auch dieses Produkt aus China entsprach nicht der RoHS-2-Richtlinie und muss aus dem Markt zurückgenommen werden.

Abb. 5: Baumwollhandschuhe mit LED-Leuchten und Cadmium 

Quelle: Europäische Kommission https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/1009188, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

LED-Maske 

Ebenfalls gegen die RoHS-Richtlinie verstieß eine batteriebetriebene LED-Maske, die auch online über Amazon verkauft wurde (ASIN B0B1Q4R7H3 und B09Y9DT9W7). Hier enthielten die Lötstellen 

eine übermäßige Bleikonzentration (Messwert bis zu 63,6 Gew.-%). Blei stellt ein Risiko für die Umwelt dar.

Abb. 6: Batteriebetriebene LED-Maske 

Quelle: Europäische Kommission https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10091890, Datum: 10.11.2024, Sprache: Deutsch

Gefährlicher Wasserkocher von Tedi

Zurückgerufen werden muss ein elektrischer Wasserkocher aus China, der von Tedi in Kroatien verkauft wurde. Aufgrund der unzureichenden Beständigkeit des thermoplastischen Materials gegen Hitze könnte eine Verschlechterung des Materials stromführende Teile zugänglich machen. Der Benutzer könnte sie berühren und einen elektrischen Schlag erhalten.

Das Produkt verstieß sowohl gegen die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie als auch die europäische Norm EN 60335-2. Tedi muss das Produkt auch in Polen und Slowenien bei den Endverbrauchern zurückrufen.

Was tun Sie, um die Gefahren Ihrer Produkte zu vermeiden und die rechtlichen Vorschriften einzuhalten?

Vertreiben Sie elektronische Produkte oder Spielzeuge?

Wie sicher sind Sie, dass sämtliche Risiken Ihrer Produkte vollständig berücksichtigt sind?

Wie stellen Sie sicher, dass Sie die aktuellen Normen kennen und einhalten?

Haben Sie für alle Ihre Produkte eine Risikoanalyse erstellt, die Sie Behörden auf Anfrage zur Verfügung stellen könnten?

Kennen alle Ihre Lieferanten die Anforderungen aus der REACH- oder der POP-Verordnung und der relevanten harmonisierten europäischen Normen?

Haben Sie eine komplette technische Dokumentation für alle Ihre Produkte, wie sie die neue Produktsicherheitsverordnung fordert?

Verfügen Sie über aussagekräftige Tests und Dokumente von Ihren Lieferanten bezüglich der chemischen und elektrischen Bestandteile Ihrer Produkte?

Wie gut sind Sie auf einen Produktrückruf vorbereitet und haben Sie ein Produktrückruf-Management installiert?

Falls Sie hier Handlungsbedarf sehen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zusätzliche Kosten durch gefährliche Produkte zu vermeiden. 

Wir unterstützen Sie beim Aufbau eines geeigneten Risikomanagements und begleiten Sie durch den Prozess der Konformitätsbewertung, einschließlich der Erstellung der technischen Dokumentation, Risikoanalyse und EU-Konformitätserklärung.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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Hier können Sie mich direkt kontaktieren. Ich freue mich auf Ihre E-Mail.

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