Rapex-Report am Donnerstag: Verkaufsverbot für über 30 Schmuckstücke bei Amazon und Ebay, Babyschlafsäcke mit Erstickungsgefahr

Offenbar haben die Marktaufsichtsbehörden in Schweden, Deutschland und Frankreich in den letzten Wochen ein verstärktes Augenmerk auf Schmuckstücke gelegt, die online verkauft wurden. Im Safety Gate der Europäischen Union tauchten in der letzten Woche 34 verschiedene Schmuckstücke auf, die verschiedene schädliche und giftige Substanzen in viel zu hohen Konzentrationen enthielten. Der überwiegende Teil wurde bei Amazon und Ebay verkauft. Die Produkte stammten zu 70 % aus China.

Die Halsketten, Ohrringe oder Armbänder enthielten nahezu alle zu hohe Mangen an Cadmium mit teilweise über 90 Gewichtsprozent. Cadmium ist schädlich für die menschliche Gesundheit, weil es sich im Körper ansammelt, Nieren und Knochen schädigt und krebserregend ist.

Einige Produkte enthielten neben dem Cadmium auch zu hohe Konzentrationen an Nickel oder Blei. Nickel ist ein starkes sensibilisierendes Mittel und kann allergische Reaktionen verursachen, wenn es in Artikeln vorhanden ist, die in direkten und längeren Kontakt mit der Haut kommen. Blei ist schädlich für die menschliche Gesundheit, sammelt sich im Körper an, kann Entwicklungsneurotoxizität hervorrufen und kann schädlich für ungeborene Kinder oder Säuglinge sein, die gestillt werden.

Alle 34 beanstandeten Produkte verstießen gegen die REACH-Verordnung und wurden mit Verkaufsverboten oder Produktrückrufen belegt. Die Modekette Primark, die zwei Nasen- und Körperpiercing-Produkte mit zu hohen Nickelwerten im Sortiment hatte, hat die Produkte bereits zurückgerufen und die Verbraucher auf einer eigenen Produktrückrufseite informiert.

Bei zwei Schlafsäcken für Babys und Kleinkinder stellten die Marktaufsichtsbehörden aus Malta fest, dass der obere Anschlag des Reißverschlusses an der Armöffnung auf der Oberseite statt auf der Unterseite des Produkts platziert war. Außerdem war bei einem Produkt die Halsöffnung im Verhältnis zur Kindergröße/-alter zu groß. Dies kann das Risiko erhöhen, dass das Baby in den Schlafsack schlüpft und erstickt. Bei dem anderen Produkt gab es eine Öffnung im Schlafsack, durch die das Kind den Finger stecken könnte. Dies könnte im ungünstigen Fall zu einer Ischämie des Fingers (Durchblutungsstörung bzw. Durchblutungsausfall) führen. Beide Produkte entsprachen nicht den Anforderungen der Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit und der einschlägigen europäischen Norm EN 16781:2018.

Beanstandet wurden in der letzten Woche auch mehrere Ladegeräte und ein elektrisches Massagegerät. Bei einem Ladegerät waren das Netzteil und der Adapter unsachgemäß konzipiert bzw. ausgelegt. Bei allen Produkten waren die elektrische Isolierung und die Luft- und Kriechmindeststrecken unzureichend. Da stromführende Teile zugänglich waren, konnten die Benutzer einen elektrischen Schock erleiden. Ein Ladegerät konnte zudem überhitzen und einen Brand verursachen. Die Produkte verstießen gegen die Niederspannungsrichtlinie, die Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit und/oder die einschlägigen europäischen Norme EN 60950-1 bzw. EN 62115.

Ebenfalls Feuer verursachen konnte ein Mixer aus China, den die kroatischen Behörden untersucht und verboten haben. Insbesondere beim Mischen fester Stoffe bzw. Zutaten konnte das Produkt überhitzen und war nicht konform mit den europäischen Normen EN 60335-1 und EN 60335-2.

Der oder die Importeure eines Wasserkochers und einer elektrischen Heizplatte müssen in Schweden die von Ihnen in den Markt eingeführten Produkte beim Endverbraucher zurückrufen. Die Kunststoffmaterialien beider Produkte enthielten kurzkette chlorierte Paraffine (SCCPs) und eine übermäßige Menge an Bis(2-Ethylhexyl) Phthalat (DEHP) (gemessene Werte von bis zu 8,04 %). Das Metalllötmittel im Produkt enthält eine übermäßige Menge Blei (gemessener Wert bis zu: 0,21 Gew.-%).

SCCPs bleiben in der Umwelt bestehen, sind giftig für Wasserorganismen in niedrigen Konzentrationen und bioakkumulieren bei Wildtieren und Menschen, was ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. Blei birgt ein Risiko für die Umwelt und ist schädlich für die menschliche Gesundheit, da es sich im Körper ansammelt, kann Entwicklungsneurotoxizität verursachen und kann gestillte oder ungeborene Kinder betreffen. Phthalate können die Gesundheit von Kindern schädigen, was mögliche Schäden an ihrem Fortpflanzungssystem verursacht.

Beide Produkte entsprachen nicht REACH-Verordnung, den Anforderungen der Richtlinie der Kommission zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS-Richtlinie 2) und der Verordnung über persistente organische Polutantien (POP-Verordnung).

Die von den Behörden erlassenen Maßnahmen sind für die betroffenen Unternehmen nicht nur äußerst kostspielig, sondern haben auch langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder Handelsunternehmen zur Folge. Wir sind sicher, dass entsprechende Tests und Prüfungen die Mängel schnell offenbart hätten. Diese Tests sind natürlich mit Kosten verbunden, hätten aber die drastischen negativen Auswirkungen durch Verkaufsverbote und Produktrückrufe bei weitem nicht erreicht.

Daher empfehlen wir unseren Kunden, dem Produkt Compliance Management einen höheren Stellenwert beizumessen und Schäden in beträchtlicher Höhe abzuwenden.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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