Rapex-Report am Donnerstag: Zusammenklappender Campingtisch, brennender Ofen und nicht belastbarer Wagenheber

Auch in der letzten Woche wurden wieder über 40 gefährliche Produkte in das Safety Gate der europäischen Union eingestellt (früher als Rapex-Report bekannt). Über das Safety Gate informieren sich die verschiedenen Marktaufsichtsbehörden in den Mitgliedsländern über beanstandete Produkte. Die Produkte werden dann in allen Ländern mit Verkaufsverboten oder sogar Produktrückrufen belegt.

Die Behörden aus Litauen bemängelten einen Campingtisch aus China.
Das Produkt war nicht stabil und konnte leicht zusammenklappen oder umkippen, was zu ernsten Verletzungen führen kann. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit und der einschlägigen europäischen Norm EN 581.

Bei einem Kochherd aus der Türkei erließen die slowakischen Marktaufsichtbehörden ein Verkaufsverbot und einen Produktrückruf bei den Endverbrauchern. Der Brennstoffspeicher konnte leicht überhitzen und ein Feuer verursachen.
Das Produkt war nicht konform mit der Bauproduktenverordnung und den Anforderungen der Norm EN 12815.

Ein Wagen- bzw. Lastenheber wurde von den Marktaufsichtsbehörden in Polen als gefährlich eingestuft und muss vom Importeur vom Markt zurückgenommen werden. Das Produkt wurde mit einer maximalen Hebekapazität von 1,5 t ausgelobt, war aber nicht ausreichend. Es konnte unter dieser Last zusammenbrechen und erhebliche Verletzungen verursachen. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Maschinenrichtlinie.

Im Produktbereich Schmuck bemängelten die französischen Behörden insgesamt 8 verschiedene Schmuckstücke, die größtenteils online und vor allem über die Plattform Wish verkauft wurden. Die Produkte (Armreifen, Halsbänder, Ketten) enthielten übermäßige Mengen an Blei, Nickel und/oder Cadmium. Bei vielen Produkten wurde zwei, bei einem Produkt (Schmuck-Set) sogar alle drei Stoffe in zu hohen Konzentrationen ermittelt.

Nickel ist ein starkes sensibilisierendes Mittel und kann allergische Reaktionen verursachen, wenn es in Artikeln vorhanden ist, die in direkten und längeren Kontakt mit der Haut kommen. Cadmium ist schädlich für die menschliche Gesundheit, weil es sich im Körper ansammelt, Nieren und Knochen schädigen kann und Krebs verursachen kann. Blei ist ebenfalls schädlich für die menschliche Gesundheit, sammelt sich im Körper an, kann Entwicklungsneurotoxizität verursachen und kann auch gestillte oder ungeborene Kinder betreffen. Alle Produkte widersprachen der REACH-Verordnung und wurden von den jeweiligen Online-Seiten entfernt.

Ein Hennapulver aus Indien, dass zum Färben der Haut vorgesehen ist, wurde von den deutschen Behörden vom Markt genommen. Das Produkt enthält 2-Hydroxy-1,4-Naphthochinon (gemessene Werte: bis zu 0,14 Gew.-%). 2-Hydroxy-1,4-Naphthochinon verursacht schwere Augen- und Hautreizungen, ist beim Schlucken schädlich und kann zu Atemreizungen führen. Das Produkt war nicht in Einklang mit der Kosmetik-Verordnung.

Daneben bemängelten verschiedene europäische Behörden auch wieder elektrische Produkte wie Verlängerungskabel oder Haarcurler. Beim Haarcurler war die elektrische Isolierung und die Abstände zwischen primären und zugänglichen Sekundärkreisen unzureichend. Der Benutzer könnte Live-Teile berühren und einen elektrischen Schock erhalten. Das Verlängerungskabel konnte überhitzen und die einzelnen Steckdosen verformten sich so stark, dass aktive Teile zugänglich waren. Auch hier konnte der Benutzer einen Stromschlag erhalten. Beide Produkte verstießen gegen die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie, der Haarcurler zudem gegen die
einschlägigen europäischen Norm EN 60335.

Schon fast Standard im Bereich der wöchentlichen Meldungen des Safety Gates sind gefährliche Spielzeuge. Auch in der letzten Woche wurden wieder 13 Spielzeuge als gefährlich eingestuft. 9 davon bargen das Risiko des Erstickens durch blockierte Atemwege, da sich Kleinteile lösen konnten. 2 weitere enthielten chemische Risiken, und 2 weitere allgemeine Verletzungsgefahren.

Eines dieser Produkte war ein chinesischer Kinderroller mit abnehmbarem Sitz, der in Litauen verboten wurde. Der Schließmechanismus funktionierte nicht richtig. Der Roller könnte daher während des Gebrauchs zusammenbrechen, wodurch die Finger eines Kindes zerquetscht werden könnten. Zudem konnten scharfe Kanten an der Verriegelungsvorrichtung Schnitte und Verletzungen verursachen. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 71-1.

Erst vor einigen Wochen hat die Bundesnetzagentur bekannt gegeben, dass Sie im Jahr 2020 mehr als 21 Millionen Geräte aus über 2.100 Online-Angeboten nach Testkäufen und Prüfungen gesperrt haben. Bei einem Durchschnittspreis von 10 € handelt es sich hierbei um einen Verkaufswert von über 200 Millionen €.

Dies zeigt, dass Hersteller, Importeure und Handelsunternehmen die einschlägigen Vorschriften und Normen kennen und befolgen sollten, um sich vor immensen finanziellen Schäden zu schützen. Die Einhaltung der europäischen Vorschriften und Normen sollte auch bei den Verhandlungen mit den meist chinesischen Lieferanten eine zentrale Rolle spielen, um die negativen Auswirkungen durch Importverbote, Verkaufsverbote und Produktrückrufe zu vermeiden.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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