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Rapex-Report am Donnerstag: Über 360 gefährliche Produkte im April – Kosmetika, Bekleidung und Spielzeuge mit 50 % Anteil

Im April wurden insgesamt 368 gefährliche Produkte in das Safety Gate der europäischen Union eingestellt. Den größten Anteil hatten in diesem Monat Kosmetika mit 19,3, %, gefolgt von Bekleidung, Textilien und Modeartikel (16,0%) und Spielzeugen (14,1 %).

Im Safety Gate, das auch unter dem Namen Rapex-System bekannt ist, informieren sich die Marktaufsichtsbehörden der Mitgliedsländer gegenseitig über gefährliche Produkte. Produkte, die von einem Mitgliedsstaat als gefährlich oder schädlich eingestuft werden, sollen so auch in den anderen Mitgliedsländern überprüft und gegebenenfalls vom Markt genommen werden.

87 % der Produkte wurden in die Kategorie „ernstes Risiko“ eingestuft, 40 % der gemeldeten Produkte stammten aus China. Jedes zweite Produkt (50,8 %) barg ein chemisches Risiko, bei 9,5% konnte es zu Feuer, einem elektrischen Schlag oder zu Verbrennungen kommen.

71 Kosmetika mit chemischen Risiken

Die 71 bemängelten Kosmetika reichten von Deodorants, Seifen und Eu de Toilettes bis hin zu After Shave Lotions, Massagecremes, Shampoos oder Hautaufhellungscremes. Viele dieser Produkte enthielten nach der Liste der Inhaltsstoffe Butylphenylmethylpropional (BMHCA) oder Hydrochinon, die in kosmetischen Mitteln verboten sind. BMHCA kann das Fortpflanzungssystem und die Gesundheit des ungeborenen Kindes schädigen sowie Hautsensibilisierung verursachen. Hydrochinon kann Hautreizungen, Dermatitis und Krebs verursachen.

Abb. 1: Feuchtigkeitscreme von Elizabeth Arden mit BMHCA
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10008401,
Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

90% der gefährlichen Kleidungsstücke für Kinder

Von den 59 bemängelten Kleidungsstücken waren über 90 % für Kinder konzipiert und bargen das Risiko der Strangulation und sonstiger Verletzungen. Zumeist verfügten die Produkte über zu lange Kordeln oder Bänder, die sich beim Spielen der Kinder verhaken können und zur Strangulation und zum Erstickungstod führen könnten. Zahlreiche Produkte bargen zudem chemische Risiken.

Abb. 2: Kinder-Sweatshirt mit Strangulationsgefahr
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10008161?lang=de , Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

Selbstfütterungshilfe für Babys mit Erstickungsgefahr

Bei einer sogenannten Selbstfütterungshilfe, das online vor allem über AliExpress verkauft wurde, entdeckten die französischen Behörden die Gefahr eines möglichen Erstickungstodes für Babys. Das Design und die Funktionalität des Produkts konnten zur Verstopfung der Atemwege und damit zum Ersticken des Babys führen.

Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit, muss vom Marktplatz entfernt und bei den Endverbrauchern zurückgerufen werden.

Abb. 3: Selbstfütterungshilfe für Babys mit Erstickungsgefahr
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10008549?lang=de,
Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

Geländefahrzeug mit undichtem Benzinschlauch

Die niederländischen Marktaufsichtsbehörden ordneten einen Produktrückruf für ein Geländefahrzeug aus Mexiko an. Der Kraftstoffschlauch konnte undicht werden, wodurch Brand- und Verbrennungsgefahr besteht. Das Produkt verstieß gegen die Verordnung über die Typgenehmigung und Marktüberwachung von zweirädrigen oder dreirädrigen Fahrzeugen und Vierrädern.

Abb. 4: Geländefahrzeug mit undichtem Benzinschlauch
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007684?lang=de, Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

Tragbare Gasheizung mit Verbrennungs- und Feuergefahr


Einen Produktrückruf beim Endverbraucher ordneten auch die schwedischen Behörden für eine tragbare Gasheizung aus China an. Das Produkt erzeugte hohe Flammen, wenn es bei niedriger Temperatur verwendet wurde und auf einer nicht vollständig horizontalen Oberfläche steht. Die hohen Flammen können Verbrennungen für Benutzer oder Zuschauer verursachen. Das Produkt entspricht nicht der Verordnung über Geräte, die gasförmige Brennstoffe verbrennen.

Abb. 5: Tragbare Gasheizung mit Verbrennungs- und Feuergefahr
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007805?lang=de,
Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

Gefährliches Druckluftatmungsgerät

Ein Druckluftatmungsgerät, das nach dem Bausteinprinzip angepasst und für eine Vielzahl von Brandbekämpfungsaufgaben konfiguriert werden konnte, wurde von den deutschen Marktaufsichtsbehörden vorübergehend stillgelegt. Die Druckluftleitung des online verkauften Produktes konnte sich aus dem Druckminderer lösen, was zu einem vollständigen Abschneiden der Atemluftzufuhr und zum Ersticken des Benutzers führen kann.

Das Produkt entspricht nicht der Verordnung über persönliche Schutzausrüstung und darf bis zur Herstellung der Konformität durch den Hersteller nicht weiterverkauft werden.

Abb. 6: Gefährliches Druckluftatmungsgerät
Quelle: Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10008384?lang=de,
Datum: 02.05.2023, Sprache: Englisch

Die von den Behörden erlassenen Maßnahmen sind für die betroffenen Unternehmen nicht nur äußerst kostspielig, sondern haben auch langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder Handelsunternehmen zur Folge. Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch schlagen Importverbote schon bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.000 € zu Buche, ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten.

Daher empfehlen wir unseren Kunden, dem Produkt Compliance Management, stichprobenartigen Tests und vor allem einer vollständigen und zuverlässigen Dokumentation einen höheren Stellenwert beizumessen und Schäden in beträchtlicher Höhe abzuwenden

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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