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Rapex-Report am Donnerstag: Hoverboard mit Feuergefahr, Schmuck und Kopfhörer mit Cadmium, Blei, Phtalaten und SCCP

Keine Woche ohne Importstopps, Verkaufsverbote und Produktrückrufe. Auch in der letzten Woche haben die Marktaufsichtsbehörden in der Europäischen Union wieder zahlreiche Produkte beanstandet und in das Safety Gate (früher Rapex-Report) eingestellt. Diese gefährlichen Produkte dürfen nun in den Mitgliedsstaaten nicht mehr verkauft werden und müssen teilweise von den Herstellern, Importeuren oder Handelsunternehmen zurückgerufen werden

Bei einem Hoverboard mit dem Namen Kolonožka / Smart Balance Wheel kann Wasser in das Ladegerät des Produkts gelangen. Auch das Produkt selbst (Steuerelektronik) ist weder feuchtigkeitsbeständig noch ordnungsgemäß gegen Eindringen von Wasser geschützt. Dadurch können die elektrischen Bauteile überhitzen und Feuer auslösen. Durch Kurzschlüsse können zudem Funktionsstörungen auftreten, wodurch der Benutzer leicht stürzen kann. Auch kann es zu elektrischen Schlägen für den Benutzer kommen.
Das Produkt aus China wurde von den tschechischen Behörden mit einem Verkaufsverbot belegt, weil es weder den Anforderungen der Maschinenrichtlinie noch den europäischen Normen EN 60335-1 und 2 und EN 60529 entsprach.

Die belgischen Behörden haben sich in den letzten Wochen offenbar stark auf die Untersuchung von Schmuckstücken konzentriert. Sie fanden bei zehn verschiedenen Ohrringen, Halsketten und Armbändern übermäßige Blei-, Cadmium- und Nickelanteile. Die Bleimengen lagen bei einigen Produkten bei 85 %, bei Cadmium sogar bei 90 %.

Blei ist schädlich für die menschliche Gesundheit, akkumuliert sich im Körper, kann Entwicklungsneurotoxizität verursachen und auch Muttertiere oder ungeborene Kinder beeinträchtigen. Cadmium ist schädlich für die menschliche Gesundheit, da es sich im Körper ansammelt, Nieren und Knochen schädigen kann und Krebs verursachen kann.
Nickel ist ein starkes Allergen und kann allergische Reaktionen hervorrufen, wenn es in Erzeugnissen vorhanden ist, die direkt und länger mit der Haut in Berührung kommen. Die Produkte verstießen alle gegen die REACH-Verordnung.

Bei verschiedenen Kopfhörern fanden die schwedischen Marktaufsichtsbehörden ebenfalls
überhöhte Blei- und Cadmiummengen sowie Phtalate und kurzkettige Chlorparaffine (SCCP). Während eines der Produkte „nur“ einen zu hohe Cadmiumanteil enthielt, stellten die Behörden bei zwei Produkten sowohl einen zu hohen Bleianteil als auch eine übermäßige Menge an Bis (2-ethylhexyl) phthalat (DEHP) fest. Dieses Phthalat kann die Gesundheit von Kindern schädigen und ihr Fortpflanzungssystem schädigen. Beide Produkte entsprachen damit weder den Anforderungen der Richtlinie der Kommission zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS-2-Richtlinie) noch der REACH-Verordnung.

Der vierte Kopfhörer enthielt neben zu viel Blei und zu viel DEHP auch noch kurzkettige Chlorparaffine (SCCP) (Messwert bis zu 2,5 % Massenanteil). Das Inverkehrbringen und die Verwendung von SCCP-haltigen Erzeugnissen ist verboten, da SCCP in der Umwelt fortbestehen, Wasserorganismen in geringen Konzentrationen toxisch sind und sich bei Wildtieren und Menschen bioakkumulieren, was ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. Dieses Produkt war nicht konform mit der RoHS-2-Richtlinie, der REACH-Verordnung und der POP-Verordnung.

Ein tragbarer Lautsprecher aus China wies den Marktaufsichtsbehörden aus Belgien zufolge sogar noch katastrophalere Messergebnisse auf. Das im Produkt enthaltene Metall (Lötmittel) enthält eine übermäßige Bleimenge (Messwert bis:25% m/m) und Cadmium (Messwert 570 Gewichts-ppm). Darüber hinaus enthielt das Kunststoffmaterial des Ladekabels kurzkettige chlorierte Paraffine (SCCP) (Messwert bis 13000 Gewichts-ppm) sowie eine übermäßige Menge an Bis (2-ethylhexyl) phthalat (DEHP) und Dibutylphthalat (DBP) (Messwerte:59000 Gewichts-ppm bzw. 3900 Gewichts-ppm). Das Produkt erfüllte weder die Anforderungen RoHS-2-Richtlinie noch die REACH- und POP-Verordnungen.

Neben sieben gefährlichen Spielzeugen und zwei Babystramplern verboten die Behörden aus Schweden und Slowenien zudem zwei Desinfektionsmittel. Die Produkte wurde zwar als Desinfektionsmittel vermarktet, enthielten jedoch nicht genügend Ethanol (Messwert:16% nach Gewicht) bzw. gar keinen bioziden Wirkstoff. Folglich töteten beide Produkte Bakterien oder Viren nicht, wodurch sich das Infektionsrisiko erhöht. Zudem waren die Identität und die Konzentration von Wirkstoffen bei einem Produkt nicht auf dem Kennzeichnungsetikett angegeben. Beide Produkte entsprachen nicht der Verordnung über Biozidprodukte.

Sehr gefährlich waren auch 3 Luftbefeuchter, die wie kleine Tiere gestaltet waren. Die Produkte waren für Kinder attraktiv (child appealing) und regten Kinder zum Spielen an. Allerdings konnten stromführende Teile indirekt (über das Wasser) zugänglich werden und das Kind könnte einen Stromschlag erleiden. Darüber hinaus war bei einem Produkt der Wassertank für die Reinigung nicht zugänglich. Dies könnte zur Entwicklung von Pasten führen, die allergische Reaktionen hervorrufen können. Alle drei Produkte waren nicht konform mit den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 60335.

Die von den Behörden erlassenen Maßnahmen sind für die betroffenen Unternehmen nicht nur äußerst kostspielig, sondern haben auch langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder Handelsunternehmen zur Folge. Wir sind sicher, dass entsprechende Tests und Prüfungen die Mängel schnell offenbart hätten. Diese Tests sind natürlich mit Kosten verbunden, hätten aber die drastischen negativen Auswirkungen durch Verkaufsverbote und Produktrückrufe bei weitem nicht erreicht.

Daher empfehlen wir unseren Kunden, dem Produkt Compliance Management einen höheren Stellenwert beizumessen und Schäden in beträchtlicher Höhe abzuwenden.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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