Rapex-Report am Donnerstag: Gefährlich Kinderbetten bei Amazon – Unsichere Rettungswesten – Schmuckstücke mit überhöhten Cadmium-Mengen

In der letzten Woche tauchten überraschend wenig Produkte im sogenannten Safety Gate der europäischen Union auf. Informationen über Produkte, die von einer der europäischen Marktaufsichtsbehörden als gefährlich eingestuft werden, werden über das Safety Gate (früher Rapex) an alle europäischen Länder gemeldet und führen in der Regel zu europaweiten Verkaufsverboten oder sogar Produktrückrufen.

Wurden in den letzten Wochen regelmäßig mehr als 50 gefährliche Produkte pro Woche neu im Safety Gate eingestellt, so waren es in der letzten Woche nur 17. Der Fokus der Marktaussichtsbehörden hat sich, auch durch die Corona-Einschränkungen, inzwischen sehr stark zum Online-Handel verschoben und es werden immer mehr Produkte kontrolliert, die auf Marktplätzen wie Amazon oder eBay angeboten werden.

Bei einer Rettungsweste aus Rumänien stellten die Behörden fest, dass
einige Zylinder der Rettungsweste leer waren, was das Aufblasen des Produkts unmöglich macht. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Richtlinie über persönliche Schutzausrüstung.

Zwei Kinderbetten aus China, die über Amazon verkauft wurden, bargen die Gefahr der Strangulation für kleine Kinder. Der Abstand von der höchsten Oberfläche der Matratze bis zur Oberkante der Bordwand war bei beiden Produkten ist kleiner als die erforderlichen 120 mm. Wenn das Baby im Schlaf den Kopf zur Seite in Richtung Elternbett bewegt, könnte sich sein Hals an der Bordwand verfangen. Dies könnte die Atemwege blockieren und zu einer Strangulation führen. Beide Produkte verstießen gegen die Anforderungen der Richtlinie für allgemeine Produktsicherheit und die einschlägigen europäischen Norm EN 1130. Für beide Produkte wurden Verkaufsverbote erlassen.

Bei zwei Halsketten und einem Ohrring, die ebenfalls über Amazon und eBay verkauft wurden, fanden die deutschen Behörden zu hohe Cadmium-Mengen (von 40 Gew.-% bis 90 Gew.-%) Cadmium schadet der menschlichen Gesundheit, weil es sich im Körper ansammelt, Nieren und Knochen schädigt und Krebs verursachen kann.
Das Produkt entsprach nicht der REACH-Verordnung.

Die schwedischen Marktaufsichtsbehörden bemängelten bei einer Gummigrasmatte zu hohe PAK-Werte. Das Produkt enthielt eine übermäßige Menge an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) (gemessene Werte bis zu: 2,0 ppm für Benzo(a)pyren, 2,8 ppm für Benzo(e)pyren, 2,0 ppm für Benzo(a)antracen und 2,6 ppm für Chrysen. Diese PAKs können Krebs verursachen und sind auch mutagen und fortpflanzungsgefährdend. Das Produkt war nicht konform mit nicht der REACH-Verordnung.

Die Gefahr der Strangulation erkannten die Behörden aus Österreich bzw. Tschechien auch bei einer Spielzeuggitarre und einem Kinder-Sweatshirt. Der Gurt der Spielzeuggitarre hatte keinen Schnellverschlussmechanismus. Wenn sie um den Hals getragen wird, könnte sie eine Schleife bilden, was zu einer Strangulation führen könnte.
Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 71-1.

Das Kinder-Sweatshirt war mit langen funktionellen Schnüren mit freien Enden in der Haube des Produkts ausgestattet. Sie können während der verschiedenen Aktivitäten eines Kindes eingeklemmt werden, was ebenfalls das Risiko der Strangulation erhöht.
Das Produkt verstieß gegen die allgemeine Produktsicherheitsrichtlinie und die einschlägige europäische Norm EN 14682.

Zu Beginn des Jahres hat die Bundesnetzagentur bekannt gegeben, dass Sie im Jahr 2020 mehr als 21 Millionen Geräte aus über 2.100 Online-Angeboten nach Testkäufen und Prüfungen gesperrt haben. Bei einem Durchschnittspreis von 10 € handelt es sich hierbei um einen Verkaufswert von über 200 Millionen €.

Dies zeigt, dass Hersteller, Importeure und Handelsunternehmen die einschlägigen Vorschriften und Normen kennen und befolgen sollten, um sich vor immensen finanziellen Schäden zu schützen. Die Einhaltung der europäischen Vorschriften und Normen sollte auch bei den Verhandlungen mit den meist chinesischen Lieferanten eine zentrale Rolle spielen, um die negativen Auswirkungen durch Importverbote, Verkaufsverbote und Produktrückrufe zu vermeiden.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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