Rapex-Report am Donnerstag: Behörden kontrollieren verstärkt Wish.com, Amazon, AliExpress und eBay – Bohrmaschinen und Tauchsieder mit Verbrennungsgefahr

Die Behörden aus Dänemark und dem Vereinigten Königreich gehen offenbar verstärkt gegen Online-Marktplätze wie Wish.com, Amazon, AliExpress und eBay vor. In der letzten Woche wurden erneut 8 verschiedene Schneidemesser mit Produktrückrufen belegt. Bei den sogenannten Flail-Schneidevorrichtungen für Bürstenschneider können die Nieten, die die Schneidemesser an der Klinge befestigen, brechen. Die Messer können sich während der Benutzung lösen und den Benutzer oder andere Personen treffen. Die Produkte, die allesamt online verkauft wurden und deren Ursprungsland unbekannt war, entsprechen nicht den Anforderungen der Maschinenrichtlinie und dem Beschluss 2012/32/EU der Kommission über das Verbot des Inverkehrbringens von flagelartigen Schneidevorrichtungen für tragbare handgeführte Bürstenschneider.

Bei Deckenleuchten, die vor allem über Amazon und eBay vertreiben wurden, konnten sich nach Untersuchungen der Behörden aus UK die Befestigung der Erdungsklemmen lockern, so dass der Benutzer bei Berührung einen elektrischen Schlag erhalten könnte. Das Produkt erfüllt nicht die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und der einschlägigen europäischen Normen EN 60598-1 und EN 60598-2.

Geprüft wurden von den britischen Behörden zudem 3 verschiedene Tauchsieder für Swimmingpools und andere Wasserbehälter (pool immersion heater), die über Wish, eBay und AliExpress verkauft wurden.

Bei einem Produkt stand die Schutzeinrichtung des Produkts in direktem Kontakt mit den Heizelementen, sodass zugängliche Teile sehr heiß wurden. Dies kann schwere Verbrennungen verursachen, wenn sie von einem Nutzer, insbesondere von Kindern, berührt werden. Zudem war das Produkt, wie die anderen beiden auch, nicht ordnungsgemäß geerdet, so dass zugängliche Teile unter Umständen in Betrieb gehen können. Bei Berührung können die Nutzer einen elektrischen Schlag erhalten. Darüber hinaus gab es keinen Schutz auf dem Metallheizelement, wodurch das Risiko von Verbrennungen für den Nutzer oder Gegenstände aufgrund der hohen Temperatur besteht. Alle drei Produkte verstießen gegen die Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und die europäische Norm EN 60335 und müssen vom Distributeur beim Endkonsumenten zurückgerufen werden.

Bei einer Elektrobohrmaschine aus China war die elektrische Isolierung unzureichend und die Abstände zwischen Primär- und zugänglichen Sekundärstromkreisen reichten nicht aus. Dadurch kann das Produkt überhitzt werden, was zu Verbrennungen beim Anwender führt. Das Produkt entspricht nicht den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 60335-2-45.

Betroffen von Produktrückrufen, Verkaufsverboten und Vernichtungen der Produkte waren darüber hinaus wieder zahlreiche Spielzeuge. Eine Baby-Rassel, ein Spielzeug-Musikinstrumentenset und ein Puzzle aus Holz enthielten lose kleine Teile oder kleine Teile, die sich leicht lösen könnten. Ein kleines Kind kann daran ersticken. Das Instrumenten-Set wies zudem scharfe Kanten auf, die zu Schnitten führen können. Das an der Trommel befestigte Gurtband verfügte darüber hinaus über keinen schnellen Öffnungsmechanismus. Wenn es um den Hals getragen wird, könnte es eine Schleife bilden und eingeklemmt werden, was zur Strangulation führt. Keines der drei Produkte entsprach den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 71-1.

Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen leicht Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch schlagen Importverbote bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.0000 € zu Buche, ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten. Die meisten dieser Verkaufsverbote, Importverbote oder sogar Produktrückrufe hätten sich durch eine intensivere Beschäftigung mit den entsprechenden europäischen Vorschriften und Normen sicher vermeiden lassen und den jeweiligen Importeuren, Herstellern und Handelsunternehmen große finanzielle Schäden erspart.

Wir raten daher unseren Kunden, dem Thema Produkt Compliance und Produktsicherheit eine größere Bedeutung beizumessen, um sich vor derartigen, oft existenzbedrohenden Situationen zu schützen.

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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