Die Verkaufsverbote und Produktrückrufe gefährlicher Produkte reißen nicht ab. Auch in der letzten Woche haben die europäischen Marktaufsichtsbehörden Importeuren, Händlern und Herstellern den Vertrieb von 40 verschiedenen Produkte untersagt. Die betreffenden Produkte müssen nun in allen EU-Staaten vom Markt genommen und zum Teil sogar bei Endkonsumenten zurückgerufen werden.
Ein Bürostuhl aus China wurde von den Marktaufsichtsbehörden in Litauen mit einem Verkaufsverbot belegt. Der Stuhl ist nicht stabil genug und der Rollwiderstand ist zu niedrig. Dadurch kann der Stuhl leicht umfallen, was zu Stürzen und erheblichen Verletzungen der BenutzerInnen führen kann. Das Produkt entspricht nicht der einschlägigen europäischen Norm EN 1335-2.
Bei zwei Mehrfachsteckdosen aus China entdeckten die Behörden aus Polen einen fehlenden Überspannungsschutz. Hierdurch können die Stromkreise bei hoher Spannung überhitzen und einen Brand verursachen. Zudem waren die Rauch- und Freiräume unzureichend. Das Gehäuse des Geräts konnte beschädigt werden, sodass stromführende Teile zugänglich bleiben. Die Produkte entsprachen nicht den Anforderungen der Niederspannungsrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 60950-1. Beide Produkte müssen von den jeweiligen Importeuren vom Markt zurückgenommen und vernichtet werden
Gegen die POP-Verordnung verstieß ein Sport- bzw. Trainingsartikel der Marke Kettler Das Produkt enthielt kurzkettige chlorierte Paraffine (SCCP) (Messwert 13 000 mg/kg). SCCP verbleiben in der Umwelt und sind schon in geringen Konzentrationen toxisch für Wasserorganismen. Sie akkumulieren sich bei Menschen und Tieren und stellen somit ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar. Das Produkt war nicht konform mit der Verordnung über persistente organische Schadstoffe (POP),
Verschiedene Schmuckstücke (Ohrringe, Ringe und Halsketten) wurden von den Behörden aus Schweden und Dänemark beanstandet. Die Produkte enthielten übermäßige Mengen an Cadmium (Messwerte zwischen 68 % und 95,5 %; nach Gewicht). Cadmium ist schädlich für die menschliche Gesundheit, da es sich im Körper ansammelt, Niere und Knochen schädigen kann und Krebs verursachen kann. Keines der vor allem über eBay verkauften Produkte entsprach der REACH-Verordnung und der Distributor muss diese bei den Endverbrauchern zurückrufen.
Neben gefährlichen Feuerwerkskörpern, Elektroprodukten und Kosmetika wurden auch noch ein Spielzeugbügelbrett und ein Kopfband mit Rentierhörnern und LED-Dioden von der weiteren Vermarktung ausgeschlossen.
Das Bügelbrett für Kinder war nicht stabil genug und konnte bei der Verwendung des Produkts leicht kippen. Dies könnte zu Verletzungen führen. Darüber hinaus könnten die Finger des Kindes zwischen beweglichen Teilen eingeklemmt werden, was weitere Verletzungen verursachen könnte. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 71-1.
Bei dem batteriebetriebenen Rentier-Kopfband konnte das Batteriefach leicht geöffnet/gebrochen werden, sodass die Knopfzellen zugänglich leicht sind. Ein Kind könnte sie in den Mund nehmen, was beim Verschlucken den Magen-Darm-Trakt des Kindes schädigen könnte. Das Produkt entsprach nicht den Anforderungen der Spielzeugrichtlinie und der einschlägigen europäischen Norm EN 62115.
Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch schlagen Importverbote schon bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.000 € zu Buche, ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten. Die meisten dieser Verkaufsverbote, Importverbote oder sogar Produktrückrufe hätten sich durch eine intensivere Beschäftigung mit den entsprechenden europäischen Vorschriften und Normen sicher vermeiden lassen und den jeweiligen Importeuren, Herstellern und Handelsunternehmen große finanzielle Schäden erspart.
Wir raten daher unseren Kunden, dem Thema Produkt Compliance und Produktsicherheit eine größere Bedeutung beizumessen, um sich vor derartigen, oft existenzbedrohenden Situationen zu schützen.