In der KW 46 erschienen insgesamt 36 Warnmeldungen auf dem Safety Gate (ehemals Rapex) der Europäischen Kommission. Darunter waren auffallend viele Produkte, die ein chemisches Risiko und damit einhergehende Gefahren für die Gesundheit aufwiesen.
In Italien erteilten die Marktaufsichtsbehörden ein Verbot der Bereitstellung auf dem Markt für Damenstiefel. Das aus China stammende Produkt enthielt eine überhöhte Konzentration von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP) und Diisobutylphthalat (DIBP) (Messwerte: 5,2 %, 0,7 % bzw. 12,4 % nach Gewicht). Diese Phthalate können die Gesundheit von Kindern schädigen, indem sie möglicherweise das Fortpflanzungssystem schädigen. Das Produkt erfüllte nicht die Anforderungen der REACH-Verordnung.
Ein weiteres Verkaufsverbot erteilten die italienischen Marktaufsichtsbehörden für ein musikalisches Spielzeugset. Das Metallteil des aus dem Vereinigten Königreich stammenden Spielzeugs enthielt eine überhöhte Konzentration von Chrom III (Messwert: 0,13 mg/kg). Chrom III kann bei sensibilisierten Personen eine allergische Kontaktdermatitis hervorrufen. Das Produkt entsprach weder den Anforderungen der Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug noch der europäischen Norm 71-3.
Abb. 1: Musikalisches Spielzeugset sorgt für allergische Reaktionen
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007065?lang=en, Datum: 23.11.22, Sprache: Englisch
In Spanien wurde eine Babytrage mit unbekanntem Ursprung vom Markt zurückgenommen. Grund hierfür waren ein Erstickungs-, ein Verletzungs- und ein Strangulierungsrisiko. Das Produktetikett ließ sich leicht ablösen. Ein Kind könnte es in den Mund nehmen und ersticken. Außerdem waren die Gurte der Kopfstützen zu lang und der Hals des Kindes könnte sich darin verfangen. Die Gurte zur Einstellung der Stegbreite für die Beine des Babys waren länger als vorgeschrieben, was zu Verletzungen des Kindes führen kann. Das Produkt wurde mit einer Stofftasche mit Kordelzug verkauft. Wenn ein Kind den Kopf in die Tasche steckt und an der Kordel zieht, um sie zu schließen, kann es sich darin strangulieren. Das Produkt entsprach aus all diesen Gründen weder den Anforderungen der Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit noch der europäischen Norm 16512.
Eine Spielzeugpuppe aus Plastik wurde in Tschechien wegen eines chemischen Risikos vom Markt zurückgenommen. Das Kunststoffmaterial des Puppenkopfes enthielt eine übermäßige Konzentration von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) (Messwert: 11,2 Gew.-%). Dieses Phthalat kann die Gesundheit von Kindern schädigen, indem es möglicherweise Schäden am Fortpflanzungssystem verursacht. Das in China hergestellte Produkt erfüllte somit nicht die Anforderungen der REACH-Verordnung.
Abb. 2: Spielzeugpuppe mit Phthatalten
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007165?lang=en, Datum: 23.11.22, Sprache: Englisch
In der Slowakei wurde der Verkauf von Ringen eingestellt und die Verbraucher wurden vor den Risiken gewarnt, die mit den Schmuckstücken einhergingen. Das Produkt mit Ursprung in China enthielt eine übermäßige Konzentration von Cadmium (gemessener Wert: 72,03 Gew.-%). Cadmium ist schädlich für die menschliche Gesundheit, da es sich im Körper anreichert, die Nieren und Knochen schädigen kann und Krebs verursachen kann. Das Produkt erfüllte nicht die Anforderungen der REACH-Verordnung.
Die Einfuhr eines Parfums aus Saudi-Arabien wurde in Schweden wegen eines Chemikalien-Risikos abgelehnt. Nach der Liste der Inhaltsstoffe enthielt das Produkt Butylphenylmethylpropional (BMHCA), dessen Verwendung in kosmetischen Mitteln verboten ist. BMHCA kann das Fortpflanzungssystem schädigen, die Gesundheit des ungeborenen Kindes beeinträchtigen und eine Sensibilisierung der Haut verursachen. Das Produkt entsprach nicht der Verordnung über kosmetische Mittel.
Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch schlagen Importverbote schon bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.000 € zu Buche, ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten. Die meisten dieser Verkaufsverbote, Importverbote oder sogar Produktrückrufe hätten sich durch eine intensivere Beschäftigung mit den entsprechenden europäischen Vorschriften und Normen sicher vermeiden lassen und den jeweiligen Importeuren, Herstellern und Handelsunternehmen große finanzielle Schäden erspart.
Wir raten daher unseren Kunden, dem Thema Produkt Compliance und Produktsicherheit eine größere Bedeutung beizumessen, um sich vor derartigen, oft existenzbedrohenden Situationen zu schützen.