
“Wir brauchen das Produkt bis nächste Woche im System!” – “Aber die Compliance-Prüfung dauert mindestens drei Wochen!” Diese Szene spielt sich täglich in deutschen Unternehmen ab. Während externe Compliance-Risiken oft im Fokus stehen, lauert die vielleicht größte Gefahr im eigenen Haus: Der permanente Interessenkonflikt zwischen Abteilungen, die alle das Beste für das Unternehmen wollen – aber völlig unterschiedliche Prioritäten haben.
Das betriebsinterne Produkt Compliance Dilemma ist heimtückisch, weil es nicht auf bösen Willen oder Unwissen beruht. Jede Abteilung handelt rational und im Interesse des Unternehmens – nur leider mit völlig unterschiedlichen Prioritäten und Zeithorizonten.
Während das Qualitäts-Management jeden Produktwechsel, jede Materialänderung und jede neue Charge lückenlos dokumentieren möchte, kämpfen andere Abteilungen mit ihren eigenen Herausforderungen: Der Vertrieb will Kunden nicht mit ständigen Artikelnummern-Änderungen verwirren, der Einkauf braucht Flexibilität bei Lieferanten, und die Produktion sucht nach Effizienz.
In unserer Beratungspraxis sehen wir diese internen Spannungen in über 90% aller Projekte. Das Problem: Während externe Compliance-Risiken oft erkannt und angegangen werden, bleiben interne Barrieren meist ungelöst – bis zum ersten größeren Compliance-Fall.
In produzierenden Unternehmen zeigt sich das betriebsinterne Compliance Dilemma besonders deutlich entlang der Wertschöpfungskette:
Vertrieb/Einkauf Prioritäten | Qualitäts-Management Prioritäten |
---|---|
Möglichst wenig Änderungen am Produkt (Name, Bezeichnung, Art.nr., Verpackung) | Möglichst jede Produktänderung erkennbar/nachvollziehbar |
Dokumentenablage oft ohne Einzelprodukt- bzw. Lieferungsbezug | Dokumentenablage pro Produkt/Variante/Einzellieferung |
“Dokumentenverwaltung” als zusätzlicher Aufwand | Identität von Produkten und Dokumentation |
Unterlagen passen im Zweifel nicht zum betreffenden Produkt | Durch Plattform und Prozessverbesserung effizient umsetzbar |
Hoher Suchaufwand | Anforderungen Vertrieb erfüllbar |
Fertigungsleitung: “Jede neue Versionsnummer bedeutet neue Arbeitsanweisungen, Schulungen und potenzielle Verwechslungsgefahr.”
Qualitäts-Management: “Ohne klare Versionierung können wir bei Problemen nicht nachvollziehen, welche Charge betroffen ist.”
Der Einkauf hat oft berechtigte Gründe für Flexibilität:
Das Dilemma: Jeder Lieferantenwechsel kann neue Compliance-Prüfungen erforderlich machen, selbst bei scheinbar identischen Bauteilen.
Situation: Ein Maschinenbauer bezieht einen kritischen Sicherheitsschalter von Lieferant A. Aufgrund von Lieferproblemen wechselt der Einkauf zu Lieferant B – scheinbar identisches Produkt, gleiche Spezifikation.
Das Problem: Der Schalter von Lieferant B hat minimal andere Materialzusammensetzung. Die CE-Konformitätserklärung der Maschine wird dadurch ungültig.
Die Folge: Nachträgliche Prüfung und neue Zertifizierung kosten 40.000 Euro und verzögern Auslieferungen um sechs Wochen.
Bei Non-Food-Consumer-Produkten verschärft sich das betriebsinterne Compliance Dilemma durch extreme Zeitdrücke. Hier kaufen Unternehmen fertige Produkte ein und haben noch weniger Kontrolle über Änderungen.
Typischer Ablauf im Handel:
Einkauf-Perspektive | Compliance-Perspektive |
---|---|
Schnelle Markteinführung = Wettbewerbsvorteil | Gründliche Prüfung braucht Zeit |
Lieferant sagt “alles CE-konform” | Lieferanten-Aussagen müssen verifiziert werden |
Katalog-/Saison-Termine sind fix | Compliance-Prüfung dauert 2-4 Wochen |
Kunde wartet nicht auf bessere Compliance | Schlechte Compliance = Verkaufsverbot |
Das größte Problem: Wenn der Einkauf bereits Verträge abgeschlossen hat, steht das Compliance-Management unter enormem Druck, auch problematische Produkte zu “genehmigen”.
Typische Aussagen:
Der Vertrieb steht vor einem besonderen Dilemma: Kunden erwarten Produktstabilität, aber Compliance erfordert oft Änderungen.
Qualitäts-Management möchte: Bei jeder relevanten Materialänderung neue Artikelnummer oder Versionsnummer
Vertrieb befürchtet:
Situation: Ein Gartenschlauch-Hersteller muss aufgrund neuer REACH-Anforderungen das Weichmacher-System ändern. Funktional bleibt das Produkt identisch.
Compliance-Sicht: Neue Artikelnummer nötig, da andere Chemikalien-Zusammensetzung
Vertrieb-Sicht: “Das ist derselbe Schlauch! Unsere Kunden verstehen nicht, warum die Artikelnummer wechselt!”
Das Ergebnis: Monatelanges internes Ringen, während Wettbewerber bereits konforme Produkte verkaufen.
Das betriebsinterne Compliance Dilemma verursacht oft höhere Kosten als externe Compliance-Anforderungen:
Studien zeigen: Unternehmen mit ungelösten internen Compliance-Konflikten haben 40-60% höhere Compliance-Kosten als Unternehmen mit abgestimmten Prozessen.
Das betriebsinterne Compliance Dilemma lässt sich nur durch intelligente Kompromisse und systematisches Change Management lösen.
Erfolgreiche Lösungen berücksichtigen die berechtigten Interessen aller Abteilungen:
Für produzierende Unternehmen:
Für nicht-produzierende Unternehmen:
Early Involvement des Compliance-Managements:
Digitale Plattformen schaffen Transparenz ohne Mehraufwand:
Klare Vereinbarungen zwischen Abteilungen:
Einkauf verpflichtet sich | Compliance verpflichtet sich |
---|---|
Compliance 2 Wochen vor Vertragsabschluss informieren | Express-Vorabprüfung innerhalb 48h |
Vollständige Lieferanten-Unterlagen beschaffen | Standard-Prüfung innerhalb 10 Arbeitstagen |
Bei Lieferantenwechsel frühzeitig Bescheid geben | Pragmatische Lösungen bei unkritischen Änderungen |
Die Lösung des betriebsinternen Compliance Dilemmas erfordert systematisches Vorgehen:
Ausgangssituation: Mittelständischer Maschinenbauer
Lösungsansatz: Integrierte Compliance-Prozesse
Ergebnis nach 18 Monaten:
Das betriebsinterne Produkt Compliance Dilemma ist eine der größten versteckten Gefahren für Unternehmen. Anders als externe Compliance-Risiken entwickelt es sich schleichend und wird oft erst erkannt, wenn bereits großer Schaden entstanden ist.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Unternehmen, die das betriebsinterne Compliance Dilemma erfolgreich lösen, schaffen sich massive Wettbewerbsvorteile:
Die Verschärfung externer Compliance-Anforderungen macht die Lösung interner Konflikte noch dringlicher. Unternehmen, die heute ihre internen Prozesse harmonisieren, sind morgen deutlich besser aufgestellt als die Konkurrenz, die noch immer mit sich selbst kämpft.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht in perfekten Prozessen, sondern in der Balance berechtigter, aber unterschiedlicher Abteilungsinteressen.
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