Oberstes Ziel eines Produktmanagers ist es, Produkte zu kreieren, die sich gut verkaufen und dem Unternehmen einen möglichst hohen Deckungsbeitrag liefern.
Sie als Produktmanager müssen dabei eine schier unendliche Zahl von Faktoren berücksichtigen, die Einfluß auf den Erfolg Ihrer Produkte haben:
Kundennutzen des Produktes
Leistungsfähigkeit des Produktes
Preis-Leistungsfähigkeit des Produktes
Qualität des Produktes
USP gegenüber Wettbewerbsprodukten
Marke und Positionierung
Design, Features, Materialien, Verpackung
Marketing-Budgets und Attraktivität der Marketing-Maßnahmen
Vertriebskapazität
Priorität des Produktes im Vertrieb und Marketing
u.v.m
Die Erfüllung gesetzlicher Vorschriften, also die Produkt Compliance Ihrer Produkte, scheint auf den ersten Blick eine eher banale Anforderung an ein erfolgreiches Produktmanagement zu sein. Dies ist aber leider nicht der Fall.
Die starke Verkürzung der Produktlebenszyklen, steigende Variantenvielfalt, die Verlagerung der Produktion in andere Länder, neue Technologien und die dramatische Zunahme rechtlicher Vorschriften haben dazu geführt, dass die Einhaltung aller rechtlichen Anforderungen sehr komplex geworden ist.
Vielleicht helfen Ihnen diese 10 Tipps dabei, konforme Produkte zu konzipieren und zu vermarkten ohne Ihre vielfältigen anderen Aufgaben aus dem Blick zu verlieren.
10 Produkt Compliance Tipps für Produktmanager*innen
Schon bei der Sortimentsgestaltung oder der Aufnahme neuer Produktkategorien sollten Sie berücksichtigen, dass die Produkt Compliance Vorschriften in einigen Produktbereichen sehr viel kritischer sind als in anderen. Zu den Produktbereichen, auf die auch Behörden ein gesteigertes Augenmerk legen, zählen vor allem Spielzeuge und Elektroprodukte, aber auch Produkte mit Lebensmittel- oder Hautkontakt. Hier sind notwendige Tests oft umfangreicher und kostspieliger.
Bei der Konzeption von neuen Produkten sollten Sie vorab recherchieren, welche gesetzlichen Vorschriften für diese Produktgruppe gelten. Unter Umständen können Sie schon bei Auswahl von Materialien oder der Konzeption der Produkte gefährliche oder mit engen Grenzwerten behaftete Substanzen vermeiden und so teure Tests und Prüfverfahren umgehen.
Binden Sie das Qualitätsmanagement oder externe Experten schon in der Produktdefinitions/-findungsphase ein, um die regulativen Anforderungen frühzeitig in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.
Erstellen Sie, gemeinsam mit dem Qualitätsmanagement, schon in einer frühen Phase Risikoanalysen für die von Ihnen geplanten Produkte. In nahezu allen CE-Richtlinien und -Verordnungen sind Risikoanalysen inzwischen verpflichtend (Produktsicherheitsverordnung, Spielzeugsicherheitsverordnung, Niederspannungsrichtlinie, …) und je früher Sie diese durchführen, um so besser.
Kalkulieren Sie Kosten für Produkt Compliance Anforderungen von Beginn an in Produktions-/Einkaufs- und Verkaufspreise mit ein. Oft werden anfängliche und regelmäßige Materialprüfungen, chemische Tests, Funktionstests oder Inspektionen der Produkte nicht in der Kalkulation berücksichtigt und führen später zu einer Verringerung der Marge.
Vermeiden Sie zu häufige Produktänderungen bei maßgeblichen Materialien oder zentralen Bauteilen. Änderungen von chemischen Zusammensetzungen oder elektrischen Bauteilen erfordern in der Regel neue Prüfungen und neue Konformitätserklärungen.
Versuchen Sie, auch aus der Sicht der Produkt Compliance, gleiche oder ähnliche Bauteile in verschiedenen Produkten zu verwenden. Wenn zentrale Bauteile in verschiedenen Produkten verbaut sind und diese zudem von einem Lieferanten stammen, lassen ich verschiedene Produkte mit wenigen Prüfungen und Zertifikaten effizient in einer technischen Dokumentation abbilden.
Arbeiten Sie langfristig mit Zulieferern und Herstellen von Bauteilen und Materialien zusammen. In der Regel dauert es eine gewisse Zeit, bis Lieferanten die recht komplexen rechtlichen Anforderungen verstanden und für alle Produkte verinnerlicht haben. Ein oftmaliger Wechsel von Lieferanten erschwert den Aufbau einer effizienten Produktentwicklung und erhöht den Zeitbedarf und das Risiko beträchtlich
Klären Sie frühzeitig, welche Kennzeichnungspflichten Ihr Produkt hat. Spätere Korrekturen sind hier ungleich schwerer vorzunehmen als bei der Verpackung, der Bedienungsanleitung oder der Dokumentation.
Bedenken Sie bei der Gestaltung der Verpackung, dass auch diese verschiedenen Anforderungen genügen muss. Hier geht es nicht nur um das Verbot oder die Begrenzung verschiedener chemischer Substanzen, sondern auch um die verschiedenen Kennzeichnungspflichten (Anschrift und Name des Herstellers, Entsorgungsvorschriften und Piktogramme, CE-Kennzeichnung, Warnhinweise nach der CLP-Verordnung, …). Verpackungen sind für Behörden oft der einfachste Weg, Mängel zu entdecken und die Vermarktung zu verzögern oder zu verhindern.