Rapex-Report am Donnerstag: Fast 100 gefährliche Produkte in einer Woche – Bekleidung und Spielzeuge mit größtem Anteil

In der letzten Woche wurden sage und schreibe 93 gefährliche Produkte in das Safety Gate der europäischen Union eingestellt. Betroffen waren vor allem die Kategorien Bekleidung und Textilien mit 21 Meldungen, Spielzeuge (18 Meldungen), Kraftfahrzeuge (17 Meldungen) und Kosmetika, Babyartikel und Schmuck mit je 6 Meldungen.
Im Safety Gate, das auch unter dem Namen Rapex-System bekannt ist, informieren sich die Marktaufsichtsbehörden der Mitgliedsländer gegenseitig über gefährliche Produkte. Produkte, die von einem Mitgliedsstaat als gefährlich oder schädlich eingestuft werden, sollen so auch in den anderen Mitgliedsländern überprüft und gegebenenfalls vom Markt genommen werden.

Gefährliche Kleidungsstücke aus Italien

14 der gefährlichen Kleidungsstücke waren Kleider, Blusen, Mäntel, Hosen, Röcke, Shorts und Pullover für Kinder. Diese stammten allesamt aus Italien und wurden auch alle von den italienischen Marktaufsichtsbehörden gemeldet..

Die Kleidungsstücke hatten Gürtel, Schnüre oder Kordeln im Kapuzen- oder Taillenbereich. Diese könnten sich während verschiedener Aktivitäten eines Kindes verhaken oder hängen bleiben, was zu Strangulation oder Verletzungen führen kann. Die Produkte entsprachen weder den Anforderungen der Richtlinie über allgemeine Produktsicherheit noch der europäischen Norm EN 14682. Die betroffenen Einzelhändler dürfen die Produkte nicht mehr verkaufen und müssen diese vom Markt nehmen.


Abb. 1: Gefährliches Kinderkleis aus Italien
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007885?lang=de, Datum: 01.03.2023, Sprache: Englisch


An der Grenze abgelehnt: Flip-Flops aus China

Daneben lehnten die Behörden aus Italien vier verschiedene Flip-Flops mit dem Markennamen Jomix Shoes aus China an der Grenze ab. Das Kunststoffmaterial der Produkte wies eine übermäßige Konzentration von Dibutylphthalat (DBP) auf (gemessene Werte zwischen 3,95 und 4,88 Gew.-%). Dieses Phthalat kann die Gesundheit von Kindern schädigen und möglicherweise Schäden an ihrem Fortpflanzungssystem verursachen.


Abb. 2: An der Grenze zu Italien abgelehnte Flip-Flops
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007855?lang=de, Datum: 01.03.2023, Sprache: Englisch

Plüschspielzeuge mit Erstickungsgefahren

Sieben der beanstandeten Spielzeuge gehörten zur Kategorie „Weiches Spielzeug“ und bargen neben der Gefahr des Erstickens auch weitere chemische Risiken. Alle Produkte dieser Kategorie stammten aus China und wurden von den finnischen Marktaufsichtsbehörden gemeldet.

Ein kleines Spielzeughäschen hatte beispielsweise einen kleinen Saugnapf, der sich leicht lösen kann. Ein Kind kann es in den Mund legen und daran ersticken. Darüber hinaus enthielt das Kunststoffmaterial des Saugnapfes eine übermäßige Konzentration von Dibutylphthalat (DBP) (gemessener Wert bis zu 8,9 Gew.-%). Dieses Phthalat kann die Gesundheit von Kindern schädigen und möglicherweise Schäden an ihrem Fortpflanzungssystem verursachen.

Fast alle Produkte aus dieser Kategorie verstießen gegen die REACH-Verordnung und die Anforderungen der Spielzeugrichtlinie oder der europäischen Norm EN 71-1.Das Spielzeughäschen muss vom Importeur vom Markt genommen und zerstört werden


Abb. 3: Spielzeughäschen mit Erstickungsgefahr und DBP
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007904?lang=de, Datum: 01.03.2023, Sprache: Englisch

Zu den weiteren gemeldeten Spielzeugen zählten Luftballons, eine Spielzeug-Armbrust, ein Xylophon, 2 Plastikpuppen, Spielzeugseife, ein Bowling-Set und ein Magnet-Spielzeug. Die Produkte bargen das Risiko des Erstickens, von Schnittverletzungen oder wiesen chemische Gefahren auf.

Elektrischer Balloon Puncher, der giftige Substanzen freisetzt

So setzte ein elektrischer Balloon Puncher eine übermäßige Menge nitrosatierbarer Substanzen (gemessener Wert bis zu 4,8 mg/kg) frei, die durch Inhalation, Einnahme oder Hautexposition in Nitrosamine umgewandelt werden können, bei denen es sich um genotoxische Karzinogene handelt.

Das Produkt entsprach weder den Anforderungen der Spielzeugsicherheitsrichtlinie noch der europäischen Norm EN 71-12.Die Einzelhändler in Luxemburg müssen vor den Gefahren des Produktes aus China warnen und es bei den Verbrauchern zurückrufen. Der Importeur darf das Produkt nicht mehr unverändert verkaufen und muss nicht konforme Ballons durch konforme Ballons ersetzen und an die Einzelhändler liefern.


Abb. 4: Elektrischer Balloon Puncher mit giftigen Subsanzen
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007256?lang=de,Datum: 01.03.2023, Sprache: Englisch

Gefährliche Himmelslaternen

In Deutschland wurden die Online-Plattformen Ali Express und Etsy aufgefordert, die Listung von vier verschiedene Himmelslaternen zu beenden. Die Produkte aus China, die unter den Markennamen „White wishing lamp“, „Mehrfarbige Himmelslaterne“ und „Papierlaterne“ online vertrieben wurden, konnten unkontrolliert aufsteigen und vom Wind fortgetragen werden.

Eine Landung oder ein Kontakt mit anderen Objekten könnte bei weiterhin brennender Flamme ein Feuer und schwere Verletzungen verursachen. Das Produkt war nicht konform mit den Anforderungen der Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit.


Abb. 5: Himmelslaterne mit Feuergefahr
Quelle: Europäische Kommission,
https://ec.europa.eu/safety-gate-alerts/screen/webReport/alertDetail/10007935?lang=de,Datum: 01.03.2023, Sprache: Englisch

Die von den Behörden erlassenen Maßnahmen sind für die betroffenen Unternehmen nicht nur äußerst kostspielig, sondern haben auch langfristige Imageschäden für Hersteller, Importeure oder Handelsunternehmen zur Folge. Nach einer Untersuchung der Allianz können Produktrückrufe von Elektroartikeln oder Spielzeugen Kosten zwischen 650.000 € und 1.000.000 € nach sich ziehen. Auch schlagen Importverbote schon bei mittelgroßen Lieferungen leicht mit 50.000 – 100.000 € zu Buche, ganz abgesehen von zusätzlichen Strafzahlungen an Kunden und Imageverlusten.

Daher empfehlen wir unseren Kunden, dem Produkt Compliance Management, stichprobenartigen Tests und vor allem einer vollständigen und zuverlässigen Dokumentation einen höheren Stellenwert beizumessen und Schäden in beträchtlicher Höhe abzuwenden

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Dr. Hartmut Voss
Dr. Hartmut Voss ist Gründer und Geschäftsführer der trinasco GmbH und Experte für Produkt Compliance Management. Er hat bei führenden internationalen Unternehmen wie Pepsi-Cola, Sony und Nokia gearbeitet und erfolgreich diverse Marketing-, Vertriebs- und General Management-Funktionen übernommen. Unter anderem leitete er eine europäische Business Unit, die Produkte mit asiatischen Lieferanten entwickelte, produzierte und in Europa vermarktete.

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